Long Covid – Was ist das eigentlich?
Covid. Das Wort hört man schon seit gut zwei Jahren überall. Wissenschaftler*innen benutzen es in den verschiedensten Zusammenhängen. Immer wieder sprechen sie über Covid-19 Patienten, Covid-Stationen, Long Covid,… Doch was ist dieses Long Covid eigentlich?
In der Wissenschaft bezeichnet man die Symptome nach einer Covid-Erkrankung als Long Covid. Dies betrifft ungefähr 15% aller Infizierten. Bei zur Zeit 6.69 Millionen Fällen in Deutschland gehen Experten von circa 4.46 Millionen Patient*innen aus, die an Langzeitsymptomen leiden oder daran leiden werden. Wie eine Studie der Oxford University zeigt, treten die meisten Symptome in den ersten drei bis sechs Monaten nach einer überstandenen Corona-Infektion auf. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Angst und Depressionen, Atembeschwerden, Hals- und Brustschmerzen, Verdauungsstörungen, Muskelschmerzen aber teilweise auch Demenz und Wortfindungsstörungen.
Ich liege teilweise tagelang herum und starre an die Decke, sozusagen, weil ich Schmerzen habe, weil ich nichts machen kann. Ich kann mich nicht konzentrieren, ich kann mich nicht ablenken, das ist der Horror. […] Ich war vorher vollkommen gesund, ich war ein glücklicher Mensch, aber die Situation jetzt natürlich – ich weiß nicht wie es weitergehen soll.
Jan Niklas Lehmann, 29 Jahre alt
Häufig treten bei den Betroffenen nur einzelne Symptome auf, es gibt aber auch immer öfter Menschen, die mit mehreren Beschwerden zu kämpfen haben. Viele betroffene Studenten mussten bereits ihr Studium abbrechen, da sie körperlich und geistig nicht mehr in der Verfassung sind, sich den Stoff anzueignen und Prüfungen zu bewältigen. In der Wissenschaft wird unter großem Druck nach einer Lösung gesucht, bisher noch ohne große Erfolge. Dennoch hat man inzwischen einige Fakten herausgefunden. Einige Langzeitfolgen können auch schon während der akuten Erkrankungsphase auftreten und bleiben längerfristig bestehen. Sie können sich aber auch erst Wochen oder sogar Monate nach der Infektion bemerkbar machen. Langzeitfolgen sind außerdem nach einem schweren Verlauf deutlich wahrscheinlicher. Dennoch sind auch Menschen mit einem sehr schwachen Verlauf betroffen. Forscher*innen stellen auch immer genauere Hypothesen auf, wodurch diese langfristigen Symptome verursacht werden könnten.
Wir gehen davon aus, dass sicher eine Überreaktion des Immunsystems eine wichtige Rolle spielt bei Long Covid. Und wir wissen, dass Frauen ein aktiveres Immunsystem haben, dass sie zum Beispiel auch häufiger Autoimmunerkrankungen bekommen.
Prof. Carmen Scheibenbogen, Leiterin des Fatigue Centrums der Charité Berlin