Corona – Der Weg in eine bessere Welt?

Corona – Der Weg in eine bessere Welt?
Kommt nach Corona eine bessere Welt? Der gegenwärtige Schock könnte heilsam sein und einen Neuanfang einleiten, der in eine bessere, nachhaltigere Welt führt.

Die Welt, wie wir sie noch am Anfang des Jahres kannten, geht in einer Krise unter, wie es in der Geschichte noch nie eine gegeben hat. Alle Kontinente sind betroffen, arme und reiche Länder, Dörfer und Großstädte. Große Teile der Weltwirtschaft standen und stehen noch immer still. Tausende Unternehmen, die noch im Februar mit steigendem Wachstum rechneten, müssen jetzt um ihre Existenz fürchten.

Der Einschränkung der Freiheit, die Unterdrückung städtischen Lebens, trifft viele mitten in die Seele. Denn zahlreiche Menschen brauchen den Sport, brauchen die Stadt, brauchen den menschlichen Rummel. Doch alles wurde innerhalb von wenigen Tagen fast auf null heruntergefahren.

Doch einer der am stärksten betroffenen Bereiche ist die Wirtschaft. Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft deutlich schrumpft, im Extremfall um 5,4 % sinkt. Das hört sich jetzt erstmal nicht viel an, ist aber umgerechnet ein Rückgang von circa 180 Milliarden Euro. Dieser Rückgang hätte Katastrophale Folgen für den deutschen Handel.

Viele fürchten, dass aufgrund der Coronakrise viele Geschäfte und Unternehmen kein Geld mehr haben und deshalb schließen müssen. Gerade kleine Unternehmen haben es besonders schwer, weil sie meistens kein Onlinegeschäft betreiben können. Große Verlierer der Krise sind nach einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) unter anderem die Luftfahrt und der Tourismus. Praktisch jedes bayerische Hotel und Gasthaus ist nach Angaben ihres Verbandes durch die Coronakrise inzwischen in Existenznot. Lufthansa musste 95 Prozent der Flüge streichen.

Corona- Der Weg in eine bessere Welt?
Der Berliner Hauptbahnhof liegt verlassen.

Doch es gibt auch nicht nur Verlierer der Coronakrise. Gerade Supermärkte und Drogerien gelten als große Gewinner der Krise. Denn viele haben in der vergangenen Woche angesichts der Corona-Krise ihre Lebensmittelvorräte aufgestockt. Vor allem die Nachfrage nach lang haltbaren Lebensmitteln, Konserven und Drogerieartikeln sei extrem gestiegen, erklärte eine Sprecherin. Lieferdienste gelten ebenfalls als Profiteure der Krise. Restaurants bringen ihr Essen so zu Kunden. Der Streaming Dienst Netflix verzeichnet so viele Zugriffe, dass die Qualitätsstufe europaweit herabgesetzt wurde, bei YouTube sogar weltweit. Hersteller von Software profitieren an den vermehrten Videokonferenzen in Folge von Heimarbeit. Vor allem der Videokonferenzdienst Zoom hat zuletzt kräftig Nutzer gewonnen. Die tägliche Nutzerzahl sprang von zehn Millionen im Dezember auf zuletzt 300 Millionen hoch.

Die Bundesregierung steckt Milliarden in die Corona-Hilfen. Doch während einigen das noch nicht reicht, sorgen sich andere darüber, wer am Ende für die neuen Schulden Rechnung tragen soll. “Machen wir uns nichts vor”, warnte etwa Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. “Das wird eine harte Debatte geben, wer die Kosten für die Rettungspakete trägt.” Der Grünen-Politiker zeigte sich überzeugt, dass die gesamte Bevölkerung dafür bezahlen müsse: “Die meisten Menschen werden nach der Corona-Krise erstmal ärmer sein.”

Die Politik versucht jetzt händeringend, die „normale“ Welt wiederaufzubauen. Aber es wird noch dauern, bis wir wieder den Punkt erreicht haben, wie es vor der Pandemie war. Doch wollen wir das überhaupt? Sollten wir nicht die Chance nutzen, um eine bessere, nachhaltige, soziale Welt aufzubauen?

Die Coronakrise hat gezeigt, in wie vielen Problemen wir gleichzeitig stecken. Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, keine Frage. Aber die meisten Medikamente werden im Ausland hergestellt. Wir haben viel zu wenig Pflegekräfte. Doch dies ist kein Wunder, da Pflegekräfte nicht besonders gut bezahlt werden. Jetzt wird klar, wie wichtig diese Jobs sind. Ohne die tausend Pflegekräfte, die in diesen Zeiten unter Einsatz ihres Lebens für uns kämpfen, wäre Deutschland schon längst zusammengebrochen. Und wenn diese Krise vorbei ist, sollten wir uns daran erinnern, was diese Menschen für uns geleistet haben. Denn Experten sind sich sicher, dass dies nicht die letzte Pandemie war.

Für Wissenschaftler, die sich mit dem Phänomen der Übertragung von Viren von Wildtieren auf den Menschen beschäftigen, ist das Auftreten von Covid-19 keine Überraschung: Schon 2005 warnte die Virologin Zheng-Li Shi vom Wuhan Institute of Virology davor, dass Coronaviren in Fledermäusen auf Menschen übertragen werden und Pandemien auslösen können. Mindestens 7.000 Wildarten weltweit sind von Wilderei und illegalem Handel betroffen. Auch Covid-19 hatte seinen Ursprung höchstwahrscheinlich auf einem Wildtiermarkt in Wuhan. Es bleibt unklar, ob Schuppentiere „Zwischenwirte“ des neuen Corona-Virus waren – wichtig bleibt in jedem Fall die konsequente Umsetzung der Handelsverbote dieser massiv bedrohten Säugetiere und deren Schutz vor Wilderei und illegalem Handel. Schuppentiere, auch Pangoline genannt, werden in China verzehrt und in der Traditionellen Chinesischen Medizin genutzt.

Aus westlicher Sicht scheint es leicht, mit dem Finger auf Länder zu zeigen, die Wilderei und illegalem Artenhandel keinen Einhalt gebieten wollen oder können. Doch auch wir in Deutschland beteiligen uns an der Zerstörung von Lebensräumen, indem wir zu viel Fleisch konsumieren, für das Regenwald abgeholzt werden muss oder indem wir fossile Brennstoffe abbauen und dafür riesige Landstriche zerstören.

Denn bei der Zerstörung von Wäldern und anderen Lebensräumen verändert der Mensch die gewachsenen Strukturen der Ökosysteme tiefgreifend. Millionen von Tier- und Pflanzenarten, aber auch Parasiten, Viren, Pilze und Bakterien leben allein in unseren Wäldern. Sie bilden ein Gleichgewicht mit den Arten, mit denen sie sich entwickelt haben. Selbst wenn der Erreger für Menschen gefährlich werden kann, muss er bei seinem tierischen Wirt nicht zwangsläufig auch Krankheitssymptome auslösen. Die Stärke des Systems ist seine Vielfalt. Dringen wir in diese Ökosysteme ein oder zerstören sie sogar, verlieren Krankheitserreger ihren Wirt und suchen sich einen neuen – nicht selten ist das ein einzelner Mensch.

Fast die Hälfte der Waldfläche, die einst auf der Erde bestand, hat der Mensch bereits vernichtet. Der Lebensraum für Wildtiere wird enger, und zwangsläufig müssen sie sich auf der Suche nach neuen Habitaten menschlichen Siedlungen annähern. Zusätzlich vertreiben die Folgen der Erderhitzung immer mehr Arten aus ihren angestammten Gebieten.

Entwaldung in Kombination mit intensiver Landwirtschaft treibt aber nicht nur Wildtiere in die Nähe des Menschen, sondern fördert außerdem die Erhitzung des Planeten: Ideale Bedingungen für die katastrophalsten Waldbrände aller Zeiten, die wir 2019 im Amazonas, im Kongobecken, in Indonesien und Anfang 2020 in Australien erleben mussten.

Wenn wir so weitermachen, ist die nächste Epidemie nur eine Frage der Zeit. Dabei sollten wir uns auch bewusst machen, dass die Kosten und Folgen einer Pandemie, wie wir sie jetzt erleben, die Kosten für ihre Verhinderung bei weitem übersteigen. Gute Ökosysteme und gesunde Wildtiere würden uns schützen.

Auch wenn jetzt der Erhalt der Gesundheit und die Verhinderung von Leid im Fokus unseres Handelns stehen, dürfen wir langfristig nicht den Schutz der Artenvielfalt, den Kampf gegen die Klimakrise und den Stopp der Wilderei aus dem Blick verlieren. Denn spätestens jetzt sollte klar werden: Der Kampf gegen die Zerstörung der Natur ist nicht nur zur Verhinderung einer globalen ökologische Katastrophe notwendig, sondern auch zur Verhinderung einer medizinischen Katastrophe mit all ihren sozialen Folgen für Menschen auf der ganzen Welt.■

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Anton Schneider

Chefredakteur der Schülerzeitung Kurzschluss E-Mail: anton@kurzschlussikg.de

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